Halluzinogene (von Lateinisch hallucinari, „faseln“ und Griechisch -gen, „erzeugend“[1]) sind Wirkstoffe welche eine starke Veränderungen in der Wahrnehmung, dem Denken und dem Bewusstseins bewirken.
Im Gegensatz zu anderen Substanzgruppen, wie Opioide oder Stimulantien, verändern Halluzinogene nicht nur den aktuellen Geisteszustand, sondern lösen Erfahrungen aus, die sich vom gewöhnlichen Bewusstseinszustand sehr stark abgrenzen (Halluzinationen und Pseudohalluzinationen). Diese Erfahrungen werden oft mit gewöhnlichen Formen der Bewusstseinsveränderung, wie der Trance, Meditation oder des Traumzustandes, verglichen.
Die Halluzinogene werden meist in drei Kategorien aufgeteilt:
- Psychedelika, klassische Halluzinogene (verändertes Denken, fraktale Pseudohalluzinationen)
- Dissoziativa, erzeugen Gefühle von Getrenntheit (Sensorische Deprivation, Außerkörperliche Erfahrungen)
- Delirantia, erzeugen Verwirrtheitszustände (Delirium, echte Halluzinationen)
Seltener findet sich eine vierte Kategorie:
- Oneirogene, erzeugen Traum-ähnliche Zustände
Terminologie[]
Zunächst wurden psychedelisch wirkende Substanzen wie das LSD oder die psilocybinhaltigen Pilze als Halluzinogene bezeichnet. Obwohl der Begriff Halluzinogen vermuten lässt, dass diese Substanzen echte Halluzinationen auslösen können, haben diese Wirkstoffe ein anderes Wirkprofil. Viele Forscher empfanden diesen Begriff daher als zu ungenau und suchten nach einer neuen Bezeichnung für diese Stoffe. Dabei wurde die Worterfindung des britischen Schriftstellers Aldous Huxley und dem britischen Psychiater Humphry Osmond herangezogen und das Wort Psychedelikum entstand.
In der Wissenschaft werden Substanzen wie LSD, Psilocybin oder Meskalin teilweise immer noch als Halluzinogene bezeichnet. Dieses Wort ist aber irreführend, da die Stoffe in der Regel keine echten Halluzinationen, die nicht von der Relität unterschieden werden können, sondern nur Pseudohalluzinationen, die als solche erkennbar sind, auslösen.
Der Begriff Halluzinogen wird heute weiter gefasst und nun werden alle psychotropen Substanzen, die das Bewusstsein verändern, als halluzinogene Substanz bezeichnet. Darunter befinden sich auch dissoziativ wirkende Stoffe wie Ketamin, die ein anderes Wirkprofil als die klassischen psychedelisch wirkenden Stoffe hat, aber aufgrund der bewusstseinsveränderten Wirkung trotzdem als halluzinogen bezeichnet wird. Delirantien, die teilweise starke Geistesverwirrungen sowie dem Delirium ähnliche Zustände verursachen können, treffen dem ursprünglichen Zweck des Begriffes schon näher, da diese Stoffe reale Halluzinationen auslösen können, wobei der Betroffene nicht erkennen kann, ob dies real ist oder nicht.
Gruppen[]
Psychedelika[]
- → Siehe für detaillierte Informationen auch Psychedelikum.
Der Begriff psychedelisch ist abgeleitet von griech. ψυχη (psychḗ͂, "Seele") und griech. δηλειν (dẽlein, "offenbar, deutlich, klar, einleuchtend") wurde gewählt um die Wirkung, die offenbar versteckte Aspekte des Geistes sichtbar machen lässt, dieser Substanzen treffend zu bezeichnen. Damit werden alle Substanzen bezeichnet, die Wahrnehmungsveränderungen wie LSD, Psilocybin, DMT, 2C-B, Meskalin sowie viele weitere Stoffe, von denen die meisten vor allem an den 5-HT2A Rezeptoren zu wirken scheinen. Häufige pflanzliche und pilzliche Quellen von Psychedelika bilden psilocybinhaltige Pilze, verschiedene Ayahuasca Zubereitungen sowie meskalinhatlige Kakteen.
Neben der Erforschung der Wirkprinzipien und dessen Ursachen, wird auch versucht eine treffende Beschreibung der Wirkung von psychedelischen Drogen zu erarbeiten. Ein prominentes Beispiel ist das "Reduzierventil"-Konzept, welches zunächst in Aldous Huxleys Buch Die Pforten der Wahrnehmung vorgestellt wurde.[2] Nach dieser Ansicht deaktivieren psychedelische Drogen die Filterfähigkeit des Gehirns, welche für die Filterung von Reizen, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen zuständig sei. Nach dieser Vorstellung wird das Gehirn unter eine Art Reizüberflutung gesetzt, was ein intensiveres Erleben sowie ein erweitertes Bewusstsein zur Folge hat.
Weitere Drogen wie Cannabis oder MDMA können, besonders in höheren Dosierungen, Wirkungen erzielen, die als psychedelisch einzustufen sind, wobei diese Drogen nicht zu den Psychedelika gezählt werden, sondern zu anderen Gruppen. Einige Konsumenten nehmen allerdings auch schon bei kleineren Dosen Cannabis psychedelische Effekte wahr.
Dissoziativa[]
- → Siehe für detaillierte Informationen auch Dissoziativa.
Dissoziative Substanzen können Signale vom Körper zum Gehirn reduzieren (oder blocken). Solch ein Zustand der sensorischen Deprivation oder sensorische Trennung kann traumartige Zustände oder Grenzerfahrungen auslösen, wobei diese den Psychedelika ähnlich sind, aber dennoch auf einer völlig verschiedenen Ebene und mit unterschiedlichen Effekten wirken.
Zu den dissoziativ wirkenden Drogen zählen vor allem NMDA-Antagonisten u.a. Ketamin, PCP, MXE, DXM, Lachgas oder Diethylether. Eine weitere Gruppe dissoziativer Wirkstoffe sind κ-Opiode Wirkstoffe, wie Salvinorin A des Aztekensalbeis. Der Iboga-Wirkstoff Ibogain, weist sowohl einen NMDA-Antagonismus als auch eine Wirkung als κ-Opiod auf.
Delirantia[]
- → Siehe für detaillierte Informationen auch Delirantia
Delirante Substanzen bewirken einen Delirium-ähnlichen Zustand von Verwirrung, Desorientierung, Erregungszuständen und Halluzinationen. Der Berauschte nimmt seine Umgebung eingeschränkt wahr, diese Wahrnehmung ist aber mit echten Halluzinationen durchmischt, mit denen der Betroffene oft auch interagiert (Phantomhandlungen). Häufig kommt es zu teilweisen Gedächtnisverlusten. Der Rausch unterliegt meist phasischen Schwankungen, der Betroffene wird sich manchmal seines objektiven Zustand plötzlich bewusst, sinkt dann aber wieder in den deliranten Zustand hinab.
Zu den deliranten Drogen gehören vor allem Anticholinergika, also Substanzen die den muskarinischen Acetylcholin-Rezeptor blockieren. Dies sind u.a. Halluzinogene Nachtschattengewächse, wie Tollkirschen, Alraunen, Engelstrompeten, Stechäpfel, Bilsenkräuter und Tollkräuter, mit den Wirkstoffen Atropin bzw. Hyoscyamin und Scopolamin. Ein synthetisches Wirkstoff ist Diphenhydramin.
Weniger typische Vertreter, welche häufig zu den Delirantia gezählt werden, sind der Fliegenpilz, mit dem GABA-agonistischen Wirkstoff Muscimol und Muskatnuss, mit den Wirkstoffen Myristicin und Elemicin.
Vertreter[]
- siehe Kategorien:Halluzinogen/Psychedelikum/Delirantium/Dissoziativum/Oneirogen
- Atropin (Tollkirsche u.a. Nachtschattengewächse)
- DOB
- DOM
- DMT (Ayahuasca)
- Ketamin
- LSD
- Mescalin
- Myristicin (Muskatnuss)
- PCP
- Psilocybin (Psilocybinhaltige Pilze)
- Yohimbe
- 2CB
Set und Setting[]
Gerade bei Halluzinogenen haben das Set und das Setting einen großen Einfluss auf die Rauscherfahrung.
Halluzinogene verstärken innere psychische Vorgänge und fühlt sich der Konsument unwohl oder hat Angst, fühlt er das nicht nur, sondern es wirkt sich auf alle seine Sinne aus.
Halluzinogene Drogen wirken stark auf die Psyche des jeweiligen Konsumenten ein. Daher sind sie keine Party- oder Spaß-Drogen im eigentlichen Sinne. Jeder Konsument, der Halluzinogene benutzen will, muss sich bewusst machen, dass dies ein Spiel mit seiner Psyche ist und ihm Türen gezeigt werden können, die er lieber nicht hätte öffnen wollen. Daher ist die Vorbereitung und die Einstellung sehr wichtig um die möglichen Gefahren so gering wie möglich zu halten.
Risiken[]
Halluzinogene verändern die Wahrnehmung stark, weshalb der Konsument oft nicht mehr in der Lage ist mit der Umgebung angemessen zu interagieren. Oft sind Halluzinationen als solche erkennbar (also eigentlich "Pseudohalluzinationen"), allerdings besteht auch das Risiko sie mit der Realität zu verwechseln. Hieraus ergibt sich eine hohe Unfallgefahr. Auch besteht bei einem Horrortrip die Gefahr, dass man andere Menschen angreift, weil man sie fälschlich für eine Bedrohung hält.
Ein Trip auf Halluzinogenen ist oft eine tiefgreifende Erfahrung, welche positiv aber auch negativ sein und die Grundüberzeugungen eines Menschen verändern kann. Im schlimmsten Fall kann man in einen traumatisierenden Horrortrip abdriften. Suizide in den Wochen nach einem Trip werden oft hiermit in Verbindung gebracht.
Um diese Gefahren zu reduzieren, sollte ein Trip auf Halluzinogenen sehr gut, unter Beachtung von Set und Setting, vorbereitet und durch einen Tripsitter begleitet werden.
Es gibt Berichte, dass bei manchen Konsumenten auf Halluzinogenen "hängen bleiben", d.h. das Halluzinationen noch Monate bis Jahre nach dem letzten Konsum eines Halluzinogens anhalten. Dies wird als HPPD (Hallucinogen persisting perception disorder) bezeichnet und insbesondere mit wiederholtem Konsum von LSD, u.a. Psychedelika, in Verbindung gebracht. Dieses Phänomen scheint aber extrem selten zu sein und lässt sich nicht mit statistischen Mitteln erfassen. Wenn nicht nur die optischen Effekte vorhanden bleiben, sondern auch nachhaltige, störende psychische Veränderungen, kann es sich um eine Psychose handeln.
Es gibt auch Berichte von Flashbacks, d.h. dem plötzlichen auftreten eines Halluzinogen-Rausches lange nachdem Halluzinogene konsumiert wurden. Dies kann etwa im Straßenverkehr sehr gefährlich sein.
Dissoziativa können neurotoxisch wirken, Delirantia haben oft eine gefährliche akute Giftigkeit. Die meisten Psychedelika hingegen sind körperlich nicht oder kaum schädlich.
Abhängigkeit[]
Das Abhängigkeitspotential von Halluzinogenen ist in der Regel verschwindend gering. Der Grund liegt in dem durch Halluzinogene nicht garantiert herstellbarem Wohlbefinden, was ja die Absicht von täglichem Substanzkonsum ist. Eine Ausnahme bilden hierbei Dissoziativa, wie Ketamin, welche ein mittleres Abhängigkeitsrisiko haben.
Mischkonsum[]
Kombinationsliste[]
- Halluzinogene + Cannabis
- Psychedelika + Cannabis: Generell potenzieren sich die psychedelischen Effekte beider Substanzklassen, der Trip verändert sich und wird intensiver. Dadurch steigt auch die Badtrip-Gefahr, der Mischkonsum sollte also nur von erfahrenen Konsumenten versucht werden.
- LSD + Cannabis: Vorsicht[3][2]
- Psilocybinhaltige Pilze + Cannabis: Vorsicht[3][3]
- DMT + Cannabis: Vorsicht[3][4]
- Mescalin + Cannabis: Vorsicht[3][5]
- DOx + Cannabis: Vorsicht[3]
- NBOMe + Cannabis: Vorsicht[3]
- 2C-x + Cannabis: Vorsicht[3]
- 2C-T-x + Cannabis: Vorsicht[3]
- 5-MeO-xxT + Cannabis: Vorsicht[3]
- Dissoziativa + Cannabis
- Delirantia + Cannabis
- Fliegenpilz + Cannabis: Cannabis intensiviert die psychedelische Wirkung des Fliegenpilzes sehr und kann zusätzlich entweder beruhigend und eher sedierend oder den Trip anstrengender machen. Toxisch ist diese Kombination aber nicht.
- Psychedelika + Cannabis: Generell potenzieren sich die psychedelischen Effekte beider Substanzklassen, der Trip verändert sich und wird intensiver. Dadurch steigt auch die Badtrip-Gefahr, der Mischkonsum sollte also nur von erfahrenen Konsumenten versucht werden.
Einzelnachweise[]