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Morphin

Morphin, veraltet auch Morphium, gilt als das klassische Opioid.

Es ist Hauptalkaloid des aus Schlafmohns (Papaver somniferum) gewonnenen Opiums und wurde als solches schon seit der Antike als Analgetikum, Sedativum und Euphorikum verwendet. Heroin wird halbsynthetisch durch die Umwandlung von Morphin gewonnen.

Medizinisch gilt Morphin als Klasse-III-Schmerzmittel, welches nur bei sehr starken Schmerzen zum Einsatz kommt, wenn nicht-opioide Schmerzmittel (Klasse I) und schwache Opioide (Klasse II, wie Tramadol, Codein) versagt haben.

Konsum[]

Dosis[]

10 mg Morphin entsprechen einer üblichen medizinischen Dosierung. Bei häufiger bzw. dauerhafter Anwendung kann sich eine Toleranz einstellen, mit Kreuztoleranz zu anderen Opioiden.

Die durchschnittliche letale Dosis bei oralem Applikationsweg und Menschen ohne Toleranz wird auf etwa 200mg oder höher geschätzt. Bei Menschen mit Toleranz kann diese aber auch stark erhöht sein und intravenöser Konsum kann die Dosis stark verringern.

Wirkung[]

siehe auch: Opioide#Wirkung

Risiken[]

Abhängigkeit[]

Wie alle Opioide weist Morphin ein hohes körperliches wie psychisches Abhängigkeitspotential auf. Das psychische Abhängigkeitspotential ist allerdings deutlich verringert, wenn es in einem medizinischen Setting eingenommen wird.

Wenn sich eine körperliche Opioidabhängigkeit entwickelt können schwere Entzugssymptome auftreten. Um Entzugssymptome zu vermeiden, werden Opioide oft ausgeschlichen, d.h. die Dosis über längere Zeit reduziert.

Atemdepression[]

Bei einer Überdosierung von Morphin kann es zu einer gefährlichen verlangsamten Atmung kommen, welche den Körper nicht mehr ausreichend mit Luft versorgt und potentiell lebensbedrohlich ist.

Sollte der Betroffene in diesem Zustand noch ansprechbar sein wird empfohlen ihn Regelmäßig an ein bewusstes Atmen zu erinnern ("Kommandoatmung"). Bei Bewusstlosen hingen ist Atemspende zu leisten und ein Notarzt hinzu zu ziehen.

Bewusstlosigkeit und Erbrechen[]

Durch die stark dämpfenden Effekte können Konsumenten vom Morphin leicht Einschlafen oder vor sich hin dämmern. Opioide können auch Übelkeit auslösen und so Erbrechen auslösen. Die Kombination dieser Wirkungen kann dazu führen, dass Betroffene an ihrem Erbrochenen ersticken.

Pharmakokinetik[]

=Resorption[]

Bei enteraler Aufnahme, d.h. über den Darm, unterliegt Morphin einen starken First-Pass-Effekt. Hierdurch gelangen nur etwa 20 bis 40% des so aufgenommenen Morphins in den Körper (Bioverfügbarkeit), die restlichen 60-80% werden beim ersten Durchgang durch die Leber metabolisiert. Bei parenteralen Applikationswegen, wie etwa intravenöser Gabe, wird der First-Pass-Effekt vermieden.


Wirkmechanismus[]

Morphin bindet agonistisch an die Opioid-Rezeptoren, insbesondere an den μ-Opioid-Rezeptoren. Die Affinität zu den κ-Opioid-Rezeptoren ist hingegen relativ schwach.

Legalität[]

Morphin ist in BtMG Anlage III gelistet und der Besitz deshalb illegal, sofern keine Genehmigung vorliegt (z.B. Opioid-Ausweis).

Gewinnung[]

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Papaver somniferum

Morphin lässt sich aus dem Milchsaft bzw. Opium des Schlafmohns (Papaver somniferum), sowie aus dessen Mohnstroh gewinnen. Mohnstroh fällt insbesondere als Abfallprodukt bei der Gewinnung der Mohnsaat an, welche als "Blaumohn" oder "Graumohn" eine verbreitete Küchenzutat ist. Der Anbau von Schlafmohn ist aber in vielen Ländern illegal bzw. bedarf einer speziellen Erlaubnis.

Stattdessen wird oft Arzneimohn (Papaver bracteatum) angebaut, aus diesem lässt sich Thebain gewinnen, welches halbsynthetisch zu Codein, Oxycodon, Morphin und anderen Morphinanen umgewandelt werden kann.

weitere Verwendungen[]

Heroin - Heroine

Heroin

Codein - Codeine

Codein

Morphin ist Ausgangsstoff für die illegale Herstellung von Heroin sowie für eine große Anzahl von Medikamenten, wie u.a. Codein (Antitussivum).

Morphin als körpereigene Substanz[]

Morphin wird in geringen Mengen im menschlichen Körper, wie auch bei anderen Säugetieren, gebildet. [1]

Bereits in 1990ern zeigten Untersuchungen, dass sich im Urin von Menschen immer auch Spuren von Morphin nachweisen ließen und sich dessen Konzentration bei mit L-Dopa behandelten Parkinson-Patienten erhöhte.[2]

Trivia[]

  • Morphin ist Namensgebend für Endorphine und Exorphine. Vom Wirkmechanismus abgesehen besteht allerdings kaum strukturelle Ähnlichkeit.
  • sogenannte „Morphinpflaster“ enthalten in der Regel andere Opioide, wie Fentanyl und Buprenorphin


Weblinks[]

Referenzen[]

Verwandte Droge[]

Morphinan Morphinan-Derivate (Morphinane)
Desomorphin Morphin Codein Dihydrocodein Thebain Heroin
Desomorphin Morphin Codein Dihydrocodein Thebain Heroin
Oxycodon Oxymorphon Naloxon Nalbuphin Etorphin Dextromethorphan
Oxycodon Oxymorphon Naloxon Nalbuphin Etorphin Dextromethorphan
Hydromorphon
Hydromorphon
Opioide (Kategorie)
Wechselwirkung Vertreter Häufige Wirkstoffgruppe
Opioid-Agonist 2-MF, 3-MF, Allylprodin, Alphaprodin, Anileridin, Buprenorphin Carfentanyl, Deltorphin (Phyllomedusa bicolor), Deltorphin I, Deltorphin II, Dermorphin, Dextropropoxyphen, Fentanyl, Levacetylmethadol, Levomethadon, Meptazinol, Methadon, Mitragynin(Kratom), MPPP, Myrrhe, O-Desmethyltramadol (Krypton), Pentazocin, Pethidin, Piritramid, Prodin, PZM21, Remifentanil, Sufentanil, Tapentadol, Tilidin, Tramadol, W-18, U-47700, Cychlorphin Analgetika
Euphorika
Addiktiva
Morphinane
Desomorphin(Krokodil), Dihydrocodein, Heroin, Hydrocodon, Hydromorphon, Levallorphan, Levorphanol, Oxycodon
Opiate
Codein(Purple drank), Morphin, Thebain, Narcein
Schlafmohn-Zubereitungen: Blaumohn-Plörre(Mohnsaat), Opium, Opium-Tinktur, Opiumessig, Polnische Suppe
Endorphine
α-Endorphin, β-Endorphin, γ-Endorphin, σ-Endorphin

Enkephaline: Met-Enkephalin, Leu-Enkephalin
Dynorphine: Dynorphin A, Dynorphin B, α-Neoendorphin, β-Neoendorphin, Big Dynorphin

Exorphine
Casomorphine, Gliadorphine, Rubiscoline, Sojamorphine
Κ-Opioid-Agonist‎ Salvinorin A(Salvia divinorum) Dissoziativa
Opioid-Antagonist Naloxon, Naltrexon Antidot für Opioid-Agonisten
Mischkonsum mit
Cannabinoiden, Delirantia, Dissoziativa, GABAnergika, Uppern